
Fachartikel von Thomas Wolfslast
Methodisches Vorgehen
Das Konzept des Manufacturing Footprint basiert auf der Kombination zweier sich ergänzender Analyseansätze:
Top-Down-Analyse (Markt- & Nachfrageanalyse):
Im Rahmen dieser Analyse erfolgt eine detaillierte Untersuchung globaler Absatzmärkte. Zentrale Fragestellungen sind: In welchen Regionen besteht eine hohe oder wachsende Nachfrage? Welche regionalen Trends sind zukünftig zu erwarten? Die Ergebnisse liefern eine wichtige Grundlage zur Positionierung von Produktionsstandorten entlang relevanter Marktpotenziale.
Bottom-Up-Analyse (Produkt- & Prozessanalyse):
Parallel dazu werden produktspezifische und prozessuale Anforderungen analysiert. Dabei stehen Fragen im Fokus wie: Welche Komponenten und Fertigungsschritte sind technologisch kritisch? Welche Maschinen und Fertigungskapazitäten sind erforderlich? Welche Kompetenzen sind standortseitig vorhanden bzw. aufzubauen? Diese Analyse ermöglicht eine realistische Einschätzung der technischen und organisatorischen Machbarkeit an unterschiedlichen Standorten.
Standortbewertung und Szenario-Entwicklung
Die Erkenntnisse aus den beiden Analyseebenen münden in eine integrierte Standortbewertung. Dabei werden unter anderem folgende Kriterien berücksichtigt:
- Bestehende Kapazitäten und Erweiterungspotenziale
- Verfügbarkeit von Know-how und Fachkräften
- Technologische Infrastruktur und Maschinenparks
- Investitionsbedarf und Umsetzungszeiträume
- Flexibilität und Skalierbarkeit der Produktionsprozesse
Anschließend werden verschiedene Szenarien entwickelt, die unterschiedliche Footprint-Strategien abbilden – von punktuellen Standorterweiterungen über regionale Neuausrichtungen bis hin zu modularen, mehrstufigen Netzwerklösungen.
Empfohlene Vorgehensweise
Unsere langjährige Erfahrung zeigt, dass gerade hybride, schrittweise Szenarien einen nachhaltigen Mehrwert bieten können. Diese Ansätze erlauben es Unternehmen, kurzfristige Kapazitätsengpässe schnell zu adressieren, während parallel langfristig Know-how und Produktionskompetenzen aufgebaut werden. Durch diese strategische Flexibilität erhöht sich die Robustheit und Zukunftsfähigkeit des Produktionsnetzwerks deutlich.
Ein solches Vorgehen schafft zunächst Klarheit über strategische Zielbilder, technologische Anforderungen und marktseitige Potenziale. Darauf aufbauend lassen sich weiterführende Fragestellungen erschließen, mit denen der Footprint nicht nur in der Struktur, sondern auch in seiner operativen Leistungsfähigkeit geschärft werden kann.
Weiterführende Potenziale eines Manufacturing Footprint
Im Anschluss an die initiale Strukturentscheidung können vertiefende Analysen zusätzliche Mehrwerte generieren. So lässt sich im Rahmen eines Performance- und Risiko-Assessments die Leistungsfähigkeit bestehender Netzwerke bewerten und gezielt Handlungsfelder ableiten. Im Bereich Standortsuche und Nearshoring wird die Resilienz internationaler Lieferketten erhöht und Marktnähe strategisch optimiert. Make-or-Buy-Entscheidungen ermöglichen eine differenzierte Betrachtung der Fertigungstiefe und schaffen Klarheit über Eigenfertigungs- versus Fremd-vergabe-Potenziale. Ergänzend dazu bilden Operating-Model-Designs und organisations-bezogene Entwicklungsmaßnahmen das Fundament für eine wirksame und nachhaltige Steuerungslogik innerhalb des Produktionsverbunds.
Fazit und strategische Implikationen
Die Entwicklung eines optimalen Manufacturing Footprint erfordert ein systematisches, analytisches Vorgehen sowie die konsequente Integration von Markt-, Prozess- und Standortinformationen. Das vorgestellte Framework bietet eine professionelle und fundierte Methode, um standortbezogene Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen und langfristig wettbewerbsfähige und robuste Produktionsstrukturen aufzubauen. Richtig aufgesetzt, wird der Manufacturing Footprint damit zum strategischen Hebel für Effizienz, Resilienz und Wachstum im gesamten Produktionsnetzwerk.